Merkel warnt vor Scheitern des Klimagipfels
In einem eindringlichen Appell hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Teilnehmer des UN-Klimagipfels zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung aufgerufen, um ein Scheitern zu verhindern. Ein Misserfolg wäre ein "schreckliches Signal für alle, die unserer Welt im 21. Jahrhundert eine gute Zukunft geben wollen", sagte sie am Donnerstagnachmittag im Plenum der Konferenz in Kopenhagen. "Wir müssen zusammenstehen, wir müssen zusammen handeln", forderte Merkel vor zahlreichen Staats- und Regierungschefs. "Wir haben eine gemeinsame Verantwortung". Jeder müsse ein bisschen mehr geben, damit ein neues Abkommen möglich werde. Die Europäische Union sei bereit und willens, ihren Beitrag zu leisten.
In den kommenden 24 Stunden müsse es gelingen, mit einer politischen Vereinbarung zum Klimaschutz vor die Öffentlichkeit zu treten. Auch wenn es nicht möglich sei, in Kopenhagen ein juristisch bindendes Abkommen auszuformulieren, könnten dennoch die Weichen gestellt werden. Merkel bezeichnete es als Hauptziel des neuen Klimaschutzabkommens, den Anstieg der Erderwärmung auf höchstens zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dafür sollen die CO2-Emissionen weltweit bis 2050 um die Hälfte unter den Wert von 1990 gebracht werden.
Die Regierungschefin erinnerte daran, dass die Europäische Union ihre Emissionen bis 2020 um 20 Prozent senken werde. Sollten andere Staaten mitziehen, werde die EU ihren Treibhausgasausstoß sogar um 30 Prozent reduzieren. "Ich hoffe, dass viele von Ihnen hier in diesem Raum auch bereit sind, ein bisschen mehr auf den Tisch zu legen". Die armen Länder erwarteten Hilfe. Merkel kündigte an, dass die Europäer in den nächsten drei Jahren 6,7 Milliarden Euro im Kampf gegen den Klimawandel aufbringen würden. Ab 2020 müssten dann 67 Milliarden Euro jährlich ausgegeben werden. In diesem Zusammenhang lobte sie die Ankündigung der USA, sich an der Finanzierung dieser Summe beteiligen zu wollen. "Sie haben einen sehr wichtigen Schritt nach vorn gemacht".
Zuvor hatte sich die Kanzlerin in einer Regierungserklärung im Bundestag besorgt über den Stillstand der Beratungen geäußert. Insgesamt seien die Zusagen der Industriestaaten noch nicht ausreichend, sagte sie. Daher falle es auch den Schwellen- und Entwicklungsländern schwer, verbindliche Zusagen zu machen. Das Eingreifen der Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen gilt als einzige Chance, aus der verfahrenen Situation herauszukommen.